DISKUSSION

Nach der Vorführung

von ‘Long Days’

mit Susanne Schüle [Su],  Andrei Schwartz [A], Jakob Reinhardt [J], Insasse „Italiener“

J: Gibt es Fragen oder Anmerkungen?

Italiener: Wann kommt ihr wieder zu uns? 

J: Lass uns zuerst über die Filme reden. Das ist die einzige Gelegenheit mit euch, den Protagonisten, darüber zu reden. 

Italiener: Wer hat die Film-Idee gehabt?

J: Es gab zuerst gar keine Idee. Wir haben uns den Ort angeschaut und dann überlegt, was wir machen. Wir haben ziemlich schnell entschieden, dass wir an einem Ort bleiben wollen, um in den 3 Wochen die Abläufe zu verstehen, denn für uns war alles sehr fremd. 

Italiener: Gibt es auch eine Fortsetzung dieses Films oder einen 2. Film?

J: Keine Fortsetzung. Sollte ich noch einen Film im Gefängnis machen, dann würde ich ihn anders drehen. Jetzt haben wir in 3 Wochen versucht, das ganze System und die Abläufe zu verstehen. Dafür braucht man aber viel mehr Zeit. Statt einen ganzen Mikrokosmos zu schildern, würde ich mich nur auf einer Person konzentrieren, um seine Geschichte begreifbar zu machen.

Italiener: Jede Geschichte ist anders. Lassen Sie uns aber in diesem Fall konkret werden: Welchen Sinn oder Zweck verfolgt der Film? Das, was der Film schildert,  sehen wir Tag für Tag zu genüge. Es ist Alltag hier, nichts Neues für uns. Aber was für einen Sinn hat für Sie dieser Film?

J: Eine gute Frage. Sie zeigt ein bisschen das Problem, was wir hatten. Weil wir nicht richtig wusste, was wir erzählen wollen. Wir fanden es total spannend, wie kleine Gruppen untereinander agierten bzw. wie alles zusammenhing?  Wir wollten zeigen, wie alles ein bisschen verknüpft ist. Eigentlich haben wir uns aber im Film auf die zwei Brüder Tomulescu konzentriert. Das ist aber erst im Schnitt passiert. Deine Frage ist gut, weil sie die Schwächen des Films zeigt. 

Italiener: Das Thema des Films ist gut, aber eher für die Leute da draußen, damit sie sehen, was hier geschieht. Deren Reaktionen sind der Maßstab. 

A: Ihr seid aber die einzigen, denen wir Rechenschaft schuldig sind. Die einzigen, die urteilen können, ob unsere Schilderungen der Realität entsprechen oder nicht. Das Publikum draußen kann nur entscheiden, ob sie die Filme mag oder nicht. Es stellt sich aber auch die Frage, inwieweit das Publikum sich in euren Geschichten  wieder erkennt?

Italiener: Nur diejenigen, die mal hier gewesen sind, werden sich wieder erkennen.

J: Nur noch eine Frage oder Anmerkung, wir haben alle Hunger…

Italiener: Wann kommt ihr wieder?  Veranstaltet ihr so eine Werkstatt auch in anderen rumänischen Gefängnissen?

A: Nein, nur hier in Botosani. 

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